Seit ihrer Eröffnung 2017 bietet die Anlage des Frankfurter Vereins für soziale Heimstätten e.V. medizinische Versorgung, soziale Hilfe und Schlafplätze für bis zu 150 Menschen. Aufgenommen wird jeder. Mit variierender Aufenthaltsdauer der Bewohnerinnen und Bewohner ist das Ziel der Einrichtung die Unterstützung der Autonomie, sowie die Wiedereingliederung und Integration der Bewohnerinnen und Bewohner in die Gesellschaft aktiv zu fördern. Beratungsmöglichkeiten und praktische Hilfestellung kommen hier zum Einsatz.
Vom Zeltlager zur Architektur
Die Übernachtungsstätte für Obdachlose befindet sich am Stadtrand von Frankfurt am Main im Ostend, zwischen Bornheimer Hang und der Bahntrasse in Richtung Hanau. Hier, im Ostpark fügt sich der Bau in die denkmalgeschützte Parkanlage am Rand der Gleise ein und dient als dauerhafte Fortsetzung früherer Zeltlager und Container-Verbände. Die neue Einrichtung mit langer Tradition schafft den Spagat zwischen geschütztem und öffentlichem Raum.
Bild nach Außen
Die glänzende Schindelfassade erscheint wie das Schuppenbild eines Regenbogenfischs und steht für eine positive Geste des Willkommens.
Ein auskragender Dachüberstand gibt den Bewegungsräumen Schutz vor der Witterung, die Treppenhäuser öffnen eine mittlere Schneise durch den Mäander der Bauform und ermöglichen Sichtbeziehungen zwischen den Höfen. Stählerne Laubengänge und Treppenhäuser aus blickdurchlässigen Gitterrosten addieren sich skulptural zum Gebäude.
Bauliche Übersetzung besonderer Bedürfnisse
Durch die mäandernde Gebäudeform entstehen Erschließungshöfe und Freiflächen, die das Haus mit dem Park verzahnen und es in die umgebende Landschaft integrieren. Es entstehen Rückzugsräume für Menschen, die teilweise über viele Jahre hinweg nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen konnten. Große Fensterflächen wurden zum Schutz der Privatsphäre vermieden.
Rückzugsmöglichkeiten
Durch die direkte Erschließung jeder Wohneinheit aus dem Freien entsteht eine Vertrautheit sowie ein hoher Freiheitsgrad für die Bewohnerinnen und Bewohner. Zweibettzimmer und eine kleine Anzahl von Drei- und Vierbettzimmern, sowie Vorräume und gemeinsame Sanitäranlagen bilden den Kern der Anlage. Der Einblick in den Innenraum wird weitestgehend reduziert.
Die Räume sind mit freundlichen, langlebigen Einbaumöbeln ausgestattet, die auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner abgestimmt sind. Sitz- und Aufenthaltsgelegenheiten ergänzen den Raum um eine angenehme Wohnatmosphäre. Außerdem beherbergt die Anlage Verwaltungsflächen, Büros und einen Empfangsraum für Sozialarbeiter, einen Sanitätsbereich und Sozialräume für das Personal.
Soziale Verantwortung übernehmen
Oft kämpfen Obdachlose mit Stigmatisierung und Vorurteilen. Ein Hineinversetzen in die Situationen von Menschen deren Leben sich nicht nur räumlich, sondern in fast allen Bereichen des praktischen Lebens, von dem der meisten anderen grundlegend unterscheidet, ist nicht leicht.
Die Planung einer Übernachtungsstätte für Menschen ohne Obdach ist insofern eine besondere Aufgabe, da sie neben den üblichen Planungsthemen höchste Sensibilität im Bereich der sozialen Verantwortung erfordert. Äußerst positiv ist zudem, dass neben dem großen, gesellschaftlichen Nutzen des Gebäudes auch die Akzeptanz in der Öffentlichkeit besonders hoch ausfällt.
Fotos: Jens Gerber