Tausendjähriges Vermächtnis
Die ehemalige Klosterburg Kastl im bayrischen Landkreis Amberg-Sulzbach ist ein denkmalgeschütztes Ensemble um die Kirche St. Peter, die zusammen mit Hauptgebäude, Pfarrhaus und Lehrsaalgebäude im Nord-Osten, sowie Unterkunftsgebäude im Nord-Westen und Torwartgebäude den Kern der Anlage bildet. Im Laufe seiner jahrtausendlangen Geschichte, bot das ehemalige Benediktinerkloster Raum für zahlreiche Nutzungen. Mit der Reformation wurde das Kloster 1556 aufgelöst und im Zuge der Rekatholisierung später zunächst dem Jesuiten- und dann dem Malteserorden übergegeben. Infolge der Säkularisierung ging die Anlage 1808 in das Eigentum des Königreichs Bayern über.
Erbe und Verantwortung
Nach vielseitigen staatlichen Nutzungen, unter anderem als Landgericht und als Notunterkunft für Vertriebene zweier Weltkriege, fand das Kloster 1956 als ungarisches Gymnasium neue Verwendung und diente dem Bildungsbetrieb bis zur Einstellung des Schulbetriebs 2006. Der Verantwortung des Erhalts dieses bedeutenden baulichen Erbes entsprechend, wurde eine Neunutzung der Klosterburg als Bildungseinrichtung für den öffentlichen Dienst beschlossen.
Weiterbauen im historischen Kontext
Eine besondere Herausforderung im Rahmen des Projekts bestand im detaillierten Umgang mit dem Denkmalschutz. Die vielfältigen Zeitschichten des Bestands spiegeln die jahrtausendlange Nutzung der Klosteranlage, Neu- und Erweiterungsbauten, Änderungen und Abbrüche vergangener Zeiten wider.
Ensembleteile von denkmalpflegerischer Relevanz wurden während der Bauphase in archäologischer Begleitung freigelegt.
Historische Herausforderungen
So wurden beispielsweise im Zuge der Rohbauarbeiten im Hauptgebäude Mauerreste römischen Ursprungs entdeckt. Der Fund des geschichtlich bedeutenden Abtstuhls am christlichen Wallfahrtsort Kastl sorgte teilweise für Änderungen, sowohl in der Planung als auch in der Ausführung des Bauvorhabens. Zusätzlich rundet eine umfangreiche Sanierung der historischen Außenanlagen die Atmosphäre des Lehr- und Wohnorts ab und sorgt für eine qualitative Aufwertung des Standorts.
Der abgesackte Dachstuhl des Hauptgebäudes wurde nicht nur in seinen schadhaften Holzbalken saniert, sondern aufgrund erheblicher statischer Mängel um bis zu 20 Zentimeter in seine ursprüngliche Lage angehoben. Die Schadstoffsanierung der Holzkonstruktion erfolgte dabei durch ein Trockeneisstrahlverfahren. Auch eine umfangreiche Betondeckensanierung, aufgrund statischer und brandschutztechnischer Mängel wurde durchgeführt.
Schadstoffe jüngster Jahrzehnte
Ein weiterer relevanter Aspekt des Bauvorhabens war die Schadstoffsanierung: Ein umfangreiches Schadstoffaufkommen während der Abbruch- und Rohbauarbeiten, insbesondere im Hauptgebäude, sorgte für zusätzliche Herausforderungen. Substanzen wie Asbest, künstliche Mineralfasern und bitumenhaltige Installationsrohre sowie Hausschwammbefall an den Sparrenfüßen des Dachstuhls sind dabei nur einige Beispiele.
Weiterführung des Bildungserbes
Im Rahmen einer Teilverlagerung der am Standort Sulzbach-Rosenberg stationierten Polizei wurde die Klosterburg nun denkmalgerecht in einen modernen Hochschulstandort verwandelt. Eine geplante Nutzfläche von über 4.700 Quadratmetern wurde in den vier Hauptgebäuden des Ensembles untergebracht.
Der Hochschulstandort Kastl bietet nun Unterkunft und Lehrräume für bis zu 120 Studierende. Fitness- und Funktions-, Freizeit- und Werkräume ergänzen den Wohn- und Lehrbetrieb und sorgen für eine angenehme Atmosphäre im neu genutzten Kloster.
Fotos: Thomas Geiger, hks I Architekten